ARCHIV 2014

Mit der Ars Vivendi ins Union-Theater

Das Jahr 2014 war für Union ein sehr turbulentes Jahr. Sieben Jahren führte unser Trainer Uwe Neuhaus erfolgreich die sportliche Abteilung und formte den 1.FC Union Berlin zu einem erfolgreichen und etablierten Zweitligisten. Vielen Dank Uwe Neuhaus für 7 Jahre erfolgreiche Arbeit in unserem Verein! Trotzdem entschied sich die Vereinsführung für einen mentalen und emotionalen Neuanfang. Der Trainer wurde entlassen und die langjährigen Spieler Kohlmann, Stuffi und Glinker mussten sich neue Vereine suchen. Die Verpflichtung des als Cheftrainer quasi völlig unerfahrenen Norbert Düwel empfanden viele Unioner als sehr risikobehaftet. Unter großem Protest der Fans wurde auch die Personalie Mattuschka beendet. Mit "Tusche" ging eine weitere Identifikationsfigur unseres Vereins. Von Norbert Düwel wurde zu Beginn der Saison auch das Spielsystem innerhalb der Mannschaft geändert, mehrfach sogar. Dies führte uns bedrohlich Richtung Tabellenkeller. Jedoch war mit den Neuzugängen Polter, Thiel und Kobylanski sowie der Integration von Eroll Zejnullahu eine Verjüngung des Teams offensichtlich. Nach und nach spielte sich das Team besser ein und es folgten die ersten Erfolgserlebnisse. Zuletzt hat der 1.FC Union aus neun Spielen satte 17 Punkte ergattert und sich vom direkten Abstiegsplatz ins Tabellenmittelfeld gekämpft. Somit stand einer entspannten Weihnachtsfeier der Komakolonne nichts mehr im Wege. Eigens dafür wurde das Restaurantschiff "Ars Vivendi" komplett angemietet. Dort, wo die Flüsse Dahme und Spree aufeinanderstoßen, liegt der holländischer Zweimaster verträumt am Ufer der Altstadt Köpenick und versprüht einen Hauch alter Seefahrtsromantik. Auf dem Schiff herrschte eine lockere Atmosphäre, kulinarisch verwöhnte uns das Ars Vivendi Team mit einem weihnachtlichen Menü. Der Schiffskoch zauberte Gänsekeulen, Wildgulasch und andere leckere Sachen auf unser Gemeinschaftsdeck. Der Getränkeproviant floss reichlich und die Stunden vergingen wie im Fluge.

Um 19:00 Uhr ging die Komakolonne dann gemeinsam ein paar Meter landeinwärts ins Theater Freiheit 15. Dort läuft seit einigen Jahren in der Vorweihnachtszeit traditionell das geniale Theaterstück: "Und niemals vergessen - Eisern Union! Das Stück zum Spiel." Kleines Theater, dazu unser Wunschtermin Nikolaus Sonnabend für 40 Leute. Das bedarf schon exakter Planung und hieß für uns, sich gleich am ersten Vorverkaufstag bereits Nachts mit mehreren Leuten anzustellen, um an unsere gewünschten 40 Karten zu kommen. Leicht abgewandelt aus dem Theaterstück könnte man auch sagen: "Wat ihr könnt Karten besorgen? Warum weeß ick dit denn nich?" Das Anstehen hatte sich gelohnt, denn nach 15 Minuten war die gesamte Nikolaus-Vorstellung restlos ausverkauft. Das Theaterstück selbst immer wieder sehenswert und mit einem hohen Wiedererkennungsfaktor. In 2 Halbzeiten á 45 Minuten erlebten wir die Geschichte von Chris, der sich Mitte der 70er Jahre als junger Bengel bei seinem Vater mit dem Union-Virus infizierte. Die Geschichte vom rot-weißen Wahnsinn, der sich auf dem Rasen, den Rängen, in Kneipen und auf der Arbeit abgespielt hat. Witzige Streitigkeiten mit der Frau, wenn man am Wochenende schon wieder mit den Kumpels auswärts fahren möchte. Namen und Orte sind der pure Osten und der Kult an sich. Highlights wie der Last Minute Sieg in Karl-Marx-Stadt 1988 fehlten natürlich ebenso wenig, wie Unions Europapokalauftritte samt Fährfahrt nach Valkeakotzki oder unsere Tiefschläge a´ la Lizenzentzug. Auch Auswärtsspiele und das ständige Auf und Ab zwischen DDR-Oberliga und DDR-Liga durften nicht fehlen, denn "Union war kein Loser-Verein, sondern der fleißigste Auf- und Absteiger der DDR." In der Hauptrolle der grandiose Chris Lopatta, den man getrost als Freund der Komakolonne bezeichnen kann, Karin Düwel, Alexander Hörbe, Dirk Schoedon, Natascha Paulik und Frank Auerbach. Standig Ovation für das ganz Ensemble während des Stücks und erst recht danach. Mit einem kleinen Umtrunk in der Duke-Bar haben wir unsere Fanclub-Weihnachtsfeier ausklingen lassen. Danke nochmal den tapferen Anstehern. Wir hatten Chris Lopatta geschrieben, wie wir uns um die Tickets bemüht haben. Von Lopez kam nur zurück: "Nachts um 2 Uhr angestellt? Ihr seid verrückt." Das trifft es eigentlich ziemlich genau. Verrückt nach Union!



Scheiß drauf, Aalen ist nur einmal im Jahr

Unsere diesjährige Saisonabschlussfahrt sollte uns in den Ostalbkreis führen. Mit unzähligen diversen Spirituosen und 8 Kisten Bier ausgestattet ging es ab Schweineöde los in Richtung Aalen. Erste Überraschung im Bus eine Notfalltoilette nur für Frauen. Von der Sache her verständlich und gut gemeint, nur genutzt haben die Mädels das Angebot fast überhaupt nicht. Da können wir doch die 2 Leute mit der Pionierblase das nächste mal als Quotenpussis mit auf die Frauenseite schlagen. Ein bedenkliches Zeichen des Älterwerdens: Die Hitliste der gespielten Lieder im Bus wird angeführt von "Atemlos durch die Nacht" gefolgt von "Griechischer Wein". Okay, wir hatten natürlich auch ein astreines Helene Fischer Double mit an Bord, was uns mit seiner glockenhellen Stimme und einer atemberaubenden Strip-Show von den Sitzen riss. Unser Ronson hat aber auch ein Astralkörper, Junge, Junge - da können wir uns alle ne Scheibe von abschneiden...und es bliebe immer noch genug übrig.

Angekommen in Aalen fiel erstmal unser sehr angenehmes Hotel Antik auf. Ansprechendes Teil mit stilvoll antik eingerichteten Zimmern und sehr nettem Personal. Die Hotel-Tante öffnete extra für uns sofort die Sky-Hotelbar und steckte ein frisches Fass Bier an. Dazu Konferenzschaltung Bundesliga und als Dankeschön von unserer Seite Getränkeumsatz, den das Hotel sonst wohl in einem ganzen Monat macht. Ansonsten Aalen selbst naja sehenswert höchstens der Marktplatz mit historischem Rathaus und Marktbrunnen. Aber sonst scheint da alles außerhalb zu liegen. Das Exilertreffen, das Stadion, usw. Erschwerend kam noch dazu, dass sich Aalen, immerhin siebtgrößte Stadt in Baden-Würtemberg, das ehrgeizige Ziel gesetzt hat, fast gänzlich ohne jegliche Art von Nahverkehr auszukommen. Die Taxiunternehmen müssen wahnsinnige Umsätze gemacht haben. Egal, auf ging´s zum Exilertreffen, es war hammervoll und war bis auf die etwas zu klein geratenen Räumlichkeiten sehr gut organisiert. Traditionell sind am Vorabend des Auswärtsspiels bereits hunderte Unioner aus sämtlichen Bundesländern zum mittlerweile 6.Exilertreffen angereist. Die Zeit verging beim kniffligen Unionquiz "Wer wird Unionär" wie im Fluge. Anschließend der nächste Höhepunkt Kompottis legendäre Kanister-Mixgetränke. Ähmm Kanister war gestern, heute gab es Kompottis Mixgetränke mit einer Suppenkelle aus einer Babywanne. Nicht ICE-tauglich aber trotzdem sehr süffig. Danach war der "Union-SongContest" angesagt. Die offizielle Hitparade von Unionfangesängen. Es wurde gesungen, gebrüllt und rumgehopst, die Halle bebte und wir hatten Spaß ohne Ende. Das den Wirtsleuten das Fassbier und auch das Flaschenbier ausgeht, hätten die nicht mal im Traum gedacht. Hehe, Unioner eben - hätte Warnung genug sein müssen. So zog die feierwütige Meute weiter zum Party-Tanzschuppen "Apfelbaum". Eine wirklich tolle Partylocation, die man so in Aalen gar nicht erwartet hätte. Als erstes überspielten wir dem DJ von einem unserer Handys die Union-Hymne von Nina Hagen. Nach und nach füllte sich der Apfelbaum immer mehr mit partyfreudigen Unionern. Gegen Mitternacht sangen über 100 Unionfans unsere Hymne, der Laden war nun fest in Berliner Hand und wir feierten bis in die frühen Morgenstunden.

Nach kurzer Nacht wurde im Hotel ausgiebig gefrühstückt, danach ausgecheckt, Klamotten im Bus verstaut und schnurstraks ging es wieder zum Exiler-Treffen. Frühschoppen war angesagt und Union-Präsident Dirk Zingler stand den Fans Rede und Antwort. Es ging um den Nachfolger von Uwe Neuhaus, unser zukünftiges Fanhaus in Köpenick, das Union-Nachwuchsleistungzentrum und viele andere interessante Themen rund um unseren Verein. Viele bekannte Unioner, ein wenig Plauderei mit diesen und jenen, dazu Sonnenschein und standesgemäß machten wir uns an gut gekühlten Flüssigkeiten zu schaffen. Unser Busfahrer fuhr uns dann vom Frühschoppen direkt zur Scholz-Arena. Das Stadion selbst, im Zeugnis würde stehen "sie haben sich bemüht". Natürlich war die Gästetribüne nicht überdacht und das für 14 €. Die Sitzplätze hatten irgendwie den Charme einer Bushaltestelle (ah, deshalb kein Nahverkehr, die haben die Bänke aus den Haltestellen im Stadion verbaut). Sehr nervige Einlasskontrollen, Wert-Chips zum bezahlen, alkoholfreies Bier, eklige Stadionwurst, fürchterliche marktschreierische Lautsprecherdurchsagen, Cheerleader auf dem Platz, das gibt alles Abzüge in der B-Note. Wider erwartend prima Wetter und eine super Choreo der Unionfans bei Spielbeginn. Die roten und silbernen Fähnchen kamen im Sonnenlicht besonders gut zur Geltung. Unsere Botschaft an die Spieler (der Weg zum Glanz führt über Kampf und Siegeswillen) kam bei unserer Mannschaft scheinbar nicht an. Deshalb decken wir über dieses Spiel einfach mal den Mantel des Schweigens. Sarkastisch dichteten unsere Ultras den Party-Hit "Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr" vom Vorabend im Apfelbaum einfach auf die Stadt Aalen um. Was weniger mit Aalen an sich, sondern eher mit der gruseligen Vorstellung unserer Mannschaft zu tun hatte. Wir hätten nach der Choreo eigentlich gehen sollen, denn das war das mit Abstand beste am Spiel. Gegen 18:00 Uhr ging es dann wieder Richtung Hauptstadt. An der ersten Tanke wurde noch schnell der Getränkevorrat aufgefüllt und dann ab in die Spur. Unser sehr umsichtiges Bordpersonal Anja und Beethoven servierten zum Bier aus unserer Bordküche die Delikatesse "Filet im Darm". (Info für Nicht-Koma-Gourmets: Berliner Bockwurst) und so verflog der Frust über die schlechte Mannschaftsleistung schnell und es blieb ein geiles Partywochenende und eine wieder gelungene Saisonabschlussfahrt in unserer Erinnerung. Schön, dass sich das Geburtstagskind Totti um Punkt Mitternacht dann nochmal "Atemlos" gewünscht hatte. Nun waren wenigstens wieder alle wach und lautstark erschallte im Bus der umgeschriebene Malle-Hit: "Scheiß drauuuuf, Aalen ist nur einmal im Jahr".